AdLib ASB 64 Wave Pro 4D IDE – ISA Wavetable Soundkarte
Seit der kanadische Hersteller AdLib 1987 seine gleichnamige Karte auf den Markt brachte, gilt die Firma als Soundpionier für IBM-kompatible Computer. Dabei handelte es sich bei der Ur-Karte um nichts weiter als einen auf eine Platine gelöteten Yamaha OPL2 FM-Musiksynthesizer mit einem Potentiometer zur Lautstärkeregulierung und einem Lautsprecheranschluß. Erst 1989 erweiterte Konkurrent Creative Labs das Konzept um die Möglichkeit, gleichzeitig zur Musik auch digitale Soundsamples abzuspielen: Der SoundBlaster war geboren.
1991 war es wieder AdLib, die mit der „Gold 1000“ die erste Soundkarte mit Yamaha OPL3 Stereo FM-Musiksynthesizer veröffentlichte. Die Karte war klanglich und mit der Fähigkeit, Stereosamples mit 12 statt nur mit 8-Bit wiederzugeben, seiner Zeit erneut voraus. Durch den recht hohen Preis und die starke Konkurrenz konnten sich jedoch nur wenige Spieleentwickler dazu begeistern lassen, Soundtreiber für die Gold 1000 zu entwickeln, so dass die Karte ein wirtschaftlicher Misserfolg wurde und gegen den technisch unterlegenen Konkurrenten SoundBlaster Pro 2.0 kein Land mehr sah. Bereits ein Jahr später musste AdLib Insolvenz anmelden und die Marke verschwand zunächst vom Markt.
Erst etwa vier Jahre später starteten die neuen Besitzer einen kurzen, interessanten Anlauf, die Soundkartenmarke unter dem Namen „AdLib Multimedie“ kurzzeitig wieder aufleben zu lassen. Es wurden mindestens 4 verschiedene Modelle entwickelt, die das volle Spektrum von der Einsteigersoundkarte (mit FM-Musik + Digitalsample-Fähigkeit und optionalem Einsteigerwavetable (MSC-Serie)) bis zur Enthusiasten-Spielerkarte (Hochwertiger Wavetablesynthesizer + Sample-RAM-Möglichkeit sowie FM-Musik + Digitalsample-Fähigkeit (ASB-Serie)) abdeckt. Diese Soundkarten sollten die letzten ihres berühmten Namens werden.
Die hier vorgestellte Karte ist das Top-Modell von AdLib Multimedia, die „AdLib ASB64 Wave Pro 4D IDE“ :
Nach gründlichem Studium der Platine fällt auf, dass die Synthesizer-Chips ein deutlich älteres Produktionsdatum tragen, als der Rest der Karte. Diese Tatsache legt nahe, dass der neue Markeninhaber jede Menge alte Chips vermutlich sehr günstig aufgekauft hat und die Karte als Verwertungsmöglichkeit drumherum entwickelt wurde.
Technisch hat die ASB 64 einiges zu bieten:
Neben dem rauscharmen und sehr kompatiblen Crystal CS4232 Codec, der für die Kompatibilität zu SoundBlaster (Pro) und Windows Sound System sorgt, steht im hinteren Teil ein Wavetablesynthesizer auf Basis des Duos Dream 9233 und Dream 8905 zusammen mit 4MB Roland Sound Canvas Soundfont bereit. Diese Kombination aus Codec und Synthesizer wurde auch auf der sehr erfolgreichen und von mir hochgeschätzten Terratec Maestro 32/96 eingesetzt. Darüber hinaus bietet die ASB64 noch einen Anschluß für eine proprietäre Speichererweiterung, mit der eigene Samples für den Synthesizer geladen werden können – es ist jedoch fraglich, ob diese Speichererweiterung jemals den Markt erreicht haben.
Den Namenszusatz „4D“ verdankt die Karte dem Panasonic 7395S Spatializer, einem speziellen Raumklangchip, der das Stereosignal für 4 Lautsprecher aufbereitet. Das sorgt in der Praxis für eine eher fragwürdige Verzerrung des Klangbilds, dankenswerter Weise sind die Effekte sowohl unter DOS als auch in Windows abschaltbar. Ein IDE-Interface für CD-ROM Laufwerke ist ebenfalls an Board.
In DOS-Spielen sorgt der zu „General Midi“ kompatible Wavetablesynthesizer der ASB 64 für Oberklasseniveau. Die AdLib wurde mit wesentlich satteren Effekten abgestimmt als die Maestro 32/96 oder die Maxi Sound 64 von Guillemot. Die zum namensgebenden „AdLib“ kompatible OPL2 FM-Musik wird wie bei anderen Karten mit Dream/Crystal-Tandem vom Dream erzeugt und klingt daher deutlich anders als das Original. Somit ist die ASB 64 für richtig alte DOS-Spiele mit FM-Musik nicht die erste Wahl.
Die Karte ist heute vor allem aufgrund ihres berühmten Namens ein begehrtes Sammlerstück. Klanglich gibt es mit der Terratec Maestro 32/96 sowie mit den Maxi Sound 64 oder Terratec EWS64 wesentlich häufiger anzutreffende Alternativen.